Im Turniersaal. Bild: Chessorg

So macht Schach Spaß! Bilder: Wolfram Schneider

Auch aus unserer Gegend dabei: IM Hagen Pötsch

Sonne und ...

... Kultur (Kathedrale von Valetta)

Mehr Sonne ...

... mehr Kultur (Kuppel der Kathedrale von Mosta)

Steine, die man nicht ziehen kann - und 5000 Jahre alt. Malta ist eine weltweit bedeutende Fundstätte steinzeitlicher Tempel

Gasse in der alten Hauptstadt Mdina

Auf in den Süden - der Sonne hinterher

von Wolfram Schneider, 29.11.2012

Tipp: Wenn ihr ein Bild größer sehen wollt, braucht ihr nur darauf zu klicken

Turnierseite mit allen Ergebnissen
WGM Alina L'Ami hat einen schönen Bericht auf Chessbase geschrieben - auch mit vielen schönen Fotos

 

Wer möchte nicht mal gerne dem Novembergrau in den Süden entfliehen und dabei Schach spielen. Genau das tat ich auf Malta bei dem von Chessorg, einem deutschen Anbieter von Schachreisen, gut organisierten Turnier . Das Turnier war sehr international (27  Nationalitäten) und mit 9 GM stark besetzt  (159 Teillnehmer). Zunächst schreibe ich etwas über Malta. Einige Diagramme und Partien von mir findet ihr weiter unten.

Schach und Malta ist in dieser Jahreszeit eine ideale Kombination. Es ist noch warm und durch das Seeklima lagen die Temperaturen beständig zwischen 15 und 20 Grad. Niederschläge fallen in Malta zwar vor allem um diese Zeit, aber es sind nur Schauer und dazwischen scheint überwiegend die Sonne. Während meines Aufenthaltes brauchte ich tagsüber keine Jacke – sehr angenehm. Viele Nordeuropäer und – historisch bedingt – leider auch Engländer zieht es auf die Insel. Preislich findet man viele günstige Hotels und auch die guten Hotels locken jetzt in der Nebensaison.

Tagsüber kann man sich einiges anschauen. Malta hat viel zu bieten. Vor allem der Malterserorden (auch Ritterorden vom Heiligen Johannes oder auch als Johanniter bekannt), aber auch Wikinger, Araber und Phönizier haben Sehenswertes hinterlassen. Die Spiele beginnen um 17 Uhr, wenn die Dämmerung einsetzt. Ideal für Wohlbefinden und Balance, wenn vormittags die Beine arbeiten beim Sightseeing und abends der Körper ausruht und bei einer spannenden Partie das Blut in den Kopf strömt! Die meisten Turnierteilnehmer nutzen aber das angenehme Wetter, relaxen und laufen sonst immer mit ihrem Laptop rum.

Sportliches
Seit langem fand ich mich mal wieder in der unteren Hälfte der Rangliste wieder und bekam in der 1. Runde gleich einen IM. Für mich verlief das Turnier mit 50% sehr ausgeglichen.  Ausgehend von meiner Startnr. 82 spricht der 80. Platz auch für eine leicht verbesserte Performance. Von den 7 gespielten Partien betrug  in 5  Partien der Spielstärkeunterschied mind. 200 Elo.  In diesen Partien trat jeweils das zu erwartende Ergebnis ein. Doch am Ende war das Turnier auch ein kleiner Erfolg für mich, weil ich nach einer Durststrecke von 1 ½ Jahren wieder mal über meiner DWZ spielte und ein Paar Punkte dazu gewann.

Aus meinen Partien
In der zweiten Runde verlor ich in einer viel versprechenden Angriffsstellung durch ein Unachtsamkeit einen wichtigen Bauern. Ich opferte eine Qualität hinterher und bekam in einer komplexen Position lang anhaltenden Angriff, über dessen Korrektheit auch die anschließende Analyse keine Gewißheit gab. Am Ende fand mein Gegner mit einem Zwischenschach den retttenden Ausweg. Ein erneutes Figurenopfer führte letztlich zum Dauerschach. Das ist Schach!

Meine beste Partie spielte ich mit Schwarz gegen einen Schweden. Nachdem ihm die Favoritenrolle zufiel, entschied ich mich statt meines lebhaften Sizilianisch für das defensivere Skandinavisch. Tatsächlich mußte ich mich in Geduld üben und alle taktischen  Ressourcen finden, um gegenhalten zu können.

Carlsson,Ingvar (2086) – Schneider

1.e4 d5 2.exd5 Sf6 3.d4 Sxd5 4.c4 Sb6 5.Sf3 Lg4 6.h3 Lh5 7.Le2 Sc6 8.d5 Lxf3 9.Lxf3 Se5 10.b3 g6 11.Lb2 Lg7 12.Sc3 Sxf3+ 13.Dxf3 0–0 14.0–0 c6 15.dxc6 bxc6 16.Tad1 Dc7 17.Td2 Tfd8 18.Tfd1 Txd2 19.Txd2 Td8!


Diagramm : 19… Ta8-d8!


Schon seit dem 10. Zug war die lange Diagonale g7-b2 mein Aktivposten. Jetzt erlaubt sie mir den "Dampfdruck" aus der d-Linie zu nehmen! Mein Gegner nahm jetzt auf c6, doch der Bauer war vergiftet.
20.Txd8+
[Besser 20.Dd1 Txd2 21.Dxd2=]
20...Dxd8 21.Dxc6? Dd2 22.De8+ [22.Sa4 Lxb2] 22...Lf8 23.c5
Darauf hat mein Gegner gesetzt. [23.La3 Dxc3 24.Lxe7 De1+]
23...Dxb2 24.cxb6 Dxc3 25.bxa7 Dc1+ 26.Kh2 Dc7+

Aus der Traum. Ich erobere den Freibauern und behalte die Mehrfigur. Nach wenigen Zügen 0–1
Ach ja, erwähnen möchte ich, welchen Trainer mein Gegner hat: seinen Sohn GM Pontus Carlsson.

 

Einer meiner schwächeren Gegner machte es mir leichter, indem mit einer Bauernschwäche sich passiv verhielt. Die entscheidende Wendung war dennoch hübsch:

Schneider - Pütz,Peter (1696)


Diagramm : 14.c4-c5! Ironie des Turniers: Oben war c4-c5 der Part des Verlieres und jetzt der des Gewinners. Tja, wenn es mal gut läuft im Turnier ...

14.c5! hebelt die Stellung auf und gewinnt einen zentralen Bauern. Gerade war 13…h6 geschehen. Stattdessen hätte nur e6-e5 den Bauernverlust verhindern können - auch nicht schön.
14...Se8
[Das naheliegende 14...Dxc5 geht nicht wegen 15.Sd5;

14...e5 15.cxd6 Lxd6 16.Lxe5]
15.Se4
[15.cxd6? Lxd6 16.Se4 Lxf4 führt nur zum Tausch]
15...dxc5
[Die beste Fortsetzung war noch 15...e5 16.cxd6 Da5! 17.Tc5]
16.Lxc7 Txd3 17.Txd3 Sxc7 mit entscheidendem Qualitätsgewinn und bald 1–0



Gegen Meister versucht man mitzuhalten,  so lange es geht. Doch selbst merkt man oft lange nicht, wie schlecht man steht, während der Meister schon die Gewinnkombi auf dem Schirm hat. So ging es mir in der 1. Runde gegen einen IM

Schneider – IM Lubchynski, Rafal (2419)

Seht ihr hier schon das kommende Damenopfer?


30.Sd2xf3

 Gerade war Lf8-d6 30.Sd2xf3 geschehen und ich war froh den Sargnagel Bf3 geseitigt und das Matt gedeckt zu haben ... 30...Dd5 31.Ld4 Lxc6 32.Lxf6? Hier war schon guter Rat teuer. Das Damenopfer hat mich deswegen beeindruckt, weil mein meisterlicher Gegner es schon lange vorhergesehen hat! [32.Dd1 Lb8] 32...Dxf3+ 0–1


Gerne wieder!

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