Mannschaftskampf der Landesklasse Ost Oberursel II – Matt-im-Park Frankfurt
Der letzte Spieltag der Landesklasse hatte für uns nur noch rein statistischen Wert, denn ob wir in der Endabrechnung Sechster oder Siebter werden, war ziemlich gleichgültig. Immerhin ging es für die Mannschaft von MiP Frankfurt um den Aufstieg in die Verbandsliga, wozu ein Sieg gegen uns notwendig war. Der daher zu erwartenden kämpferischen Einstellung meines Gegners am ersten Brett wollte ich durch die Wahl einer scharfen Eröffnung Rechnung tragen, zumal ich mich zwei Tage zuvor für unser vereinsinternes Thema-Schnellturnier ausführlich mit dem Albin’schen Gegengambit befasst hatte.
Wanie, Karsten (ELO 2190) – Gries, Volker (ELO 2159)
1.d4 d5 2.Sf3
Schade, kein c4. Wie mir mein Gegner nach der Partie sagte, wollte er tatsächlich dem Albin ausweichen, rechnete jedoch nicht mit meiner – etwas schrägen – Antwort.
2….Sc6
Falls jetzt Weiß doch 3.c4 spielt, kann Schwarz mit 3….e5 sozusagen ein „verzögertes“ Albin anbieten, was dem Weißen ganz offensichtlich gar nicht behagte, denn er verbrauchte nun einiges an Bedenkzeit, bis er sich schließlich zur Entwicklung des schwarzfeldrigen Läufers entschloss.
3.Lf4 Sf6 4.e3
Ich hatte eigentlich nur mit 4.h3 gerechnet und danach den Beton-Aufbau mit c3 und e3, der mir in der Vergangenheit schon einige Male Kopfzerbrechen bereitet hatte, weil es für Schwarz ziemlich schwer ist, darauf einen Plan zu finden. Nun aber kann ich abseits jedweder Theorie weiter machen, und beide Spieler müssen von jetzt an ihren eigenen Ideen vertrauen.
4….Sh5 5.Lg5 h6 6.Lh4 g5 7.Se5 [Diagramm 1]
Damit hatte ich nicht gerechnet, gleichwohl war ich darüber ziemlich erfreut. Ich hatte eher an Sfd2 gedacht, was ich für stärker hielt.
7….Sxe5 8.dxe5
Natürlich nicht 8.Dxh5?? wegen Lg4 mit Damengewinn.
8….Sg7 9.Lg3 Sf5
Zwar hat der kecke Springer schon vier der ersten neun Züge gemacht, aber ich denke, dass Schwarz nach den zu erwartenden weiteren Entwicklungszügen Lg7 und Le6 eine recht ordentliche Stellung bekommt. Das Wegnehmen des Läufers auf g3 sollte man sich aufsparen, bis ein geeigneter Moment dies erfordert.
10.Dd2
Nach ziemlich langem Nachdenken gespielt. Der Zweck dieses nicht offenkundigen Zuges liegt in der Überdeckung des Punktes e3. Nach Lg7 hat Weiß nämlich Probleme, den e5-Bauern zu decken, weil f4 nicht geht, solange e3 hängt. Diese Überlegungen führen auch zum nächsten schwarzen Zug, denn c6 macht der Dame den Weg nach b6 frei, von wo aus e3 wieder angegriffen werden kann.
10….c6 11.c4
Endlich kommt Weiß zu dem Zug, der er schon lange machen will.
11….Le6 12.cxd5 Dxd5 13.Dxd5 Lxd5 14.Sc3 Le6
Leider muss der Läufer von dem schönen Zentrumsfeld wieder weichen, denn sonst kommt Weiß mit e4 zu starkem Zentrumsdruck.
15.e4 Sxg3 16.hxg3 f6! [Diagramm 2]
Das auf der Hand liegende 16….Lg7? führt nach 17.f4 gxf4 18.gxf4 zu einer gefährlichen weißen Bauernstellung im Zentrum, deren weiteres Vorrücken nur schwer zu bekämpfen wäre. Einzig der Textzug vermag die weißen Bauern wirksam zu stoppen.
17.exf6 exf6 18.Ld3 Td8 und ½:½.
Zwar kann man die Schlussstellung auf Grund des Läuferpaares mit einem leichten schwarzen Vorteil bewerten, jedoch hatte ich den Eindruck – den später auch die Analyse bestätigte – dass das Läuferpaar auf Dauer nicht zu halten sein dürfte. Und bei einem zu erwartenden Leichtfigurentausch könnten bestimmte Felder und/oder Bauern etwas schwach werden, z.B. der weiße Felderkomplex g6,f5,e6, oder die schwarzfeldrigen Bauern h6,f6. Demgegenüber gibt es im weißen Lager derzeit keine offenkundigen Felder- oder Bauernschwächen, daher das Remisangebot.
Zu diesem Zeitpunkt stand der Mannschaftskampf nach einem Versehen von Wolfram 0:1 gegen uns, wobei die restlichen Partien ein unterschiedliches Bild zeigten. Insgesamt sah ich aber durchaus die Mehrzahl der Bretter mit leichten Vorteilen für uns, so dass mir ein 4:4 oder gar ein knapper Sieg möglich erschien.
Hans hatte am zweiten Brett in einem Mittelspiel ohne Damen guten Entwicklungsvorsprung, jedoch gelang es seinem Gegner nach und nach, diesen wett zu machen, so dass nach Figurentausch der Ausgleich zum Remis und damit zum Zwischenstand von 1:2 führte.
Marc hatte sich mit Schwarz nach einem mutigen Qualitätsopfer Freibauern am Damenflügel besorgt, die er schließlich souverän verwertete. Starke Leistung!
Michael hatte sich als Weißer eine sehr aussichtsreiche Stellung erarbeitet, die aber leider so viel Bedenkzeit gekostet hatte, dass am Ende die Null durch Zeitüberschreitung zu Buche stand.
In der Stellung von Frank schien sich nach gutem Beginn die Waagschale immer mehr zu Gunsten seines Gegners zu neigen. Schwarz stand mit Dame, Turm und zwei Springern mitten in der weißen Königsstellung drin, und ich hatte den Eindruck, dass das Matt nur noch eine Frage der Zeit sei. Doch trotz hoher Zeitnot konnte sich Frank in ein Remis durch Dauerschach retten, was den Zwischenstand von 2½:3½ besiegelte.
Helmut hatte im Mittelspiel einen Bauern gewonnen, den er schließlich in einem Endspiel mit jeweils zwei Türmen und einem Läufer verwerten konnte.
Günther hatte lange Zeit mit einer verkeilten Bauernkette zu kämpfen. Diese stand auf der Felderfarbe der beiden verbliebenen Läufer, so dass seine Stellung keine aktiven Gegenmaßnahmen mehr erlaubte. Zwar sah es lange so aus, als ob die passive Verteidigungsaufstellung halten könnte, doch hat es letztlich dann doch nicht mehr zum Remis gereicht.
Bleibt also das für uns unbedeutende Schlussresultat von 3½:4½ festzuhalten, verbunden mit dem Glückwunsch zum Aufstieg an MiP Frankfurt.
Nach dem letzten Spieltag der Saison ist es natürlich an der Zeit, Fazit zu ziehen.
Mit meinem persönlichen Ergebnis von 3½ aus 8 bin ich leider deutlich unter meinen Möglichkeiten geblieben. Da war sicher mehr drin, und das muss nächstes Jahr besser werden!
Von den Stammspielern konnte Thomas mit 5 aus 7 das prozentual beste Resultat abliefern, gefolgt von Hans (4½ aus 7) und Günther (5 aus 8).
Unter den Ergänzungsspielern ragen Jan (3 aus 3) und Marc (2 aus 2) heraus.
Glückwunsch dazu!
Unser Mannschaftsergebnis von dürftigen 7:11 Mannschaftspunkten bleibt – diplomatisch ausgedrückt – noch ausbaufähig. Erneut mussten wir in mehreren Spielen kampflose Niederlagen quittieren, die uns sicherlich zwei bis drei Mannschaftspunkte gekostet haben dürften. Nun ja, sei’s drum, mit der Tabellenspitze hätten wir auch damit nichts zu tun gehabt.
Allerdings sollten wir uns mit dem Klassenerhalt in der Landesklasse für die Zukunft keineswegs zufrieden geben. Die Mannschaft hat auf jeden Fall das Potenzial, in der Verbandsliga gut mit zu spielen. Darum sollten wir als Saisonziel für die Mitte September beginnende kommende Spielzeit den Aufstieg anstreben!