Titan Boris

von Wolfram Schneider, 16.12.2015

Ergebnisse im Einzelnen
Bericht beim Deutschen Schachbund
Klickt mal in das Video rein: der neue Deutsche Blitzmeister besiegt bei der Blitz-WM den Ex-WM

So manches Highlight gab es im vergangenen Herbst, das anderen Vereine vielleicht in 5 Jahren nicht geschieht - Olivers Teilnahme an der JugendWM und der neuerliche Besuch von Aronjan bei Thomas und in unserem Verein. Wie ich das verarbeitet habe, konntet ihr lesen - und darüber ist bei mir viel Zeit ins Land gegangen.

Zu Unrecht ist eine außerordentliche Leistung auf meinem Schreibtisch liegen geblieben - Boris Parforceritt auf der Deutschen Meisterschaft im Blitzen in Mannheim-Lindenhof.

Stippvisite im winterlichen Mannheim : C5 in den Quadraten, hier gruppieren sich mehrere Museen

Wem gehören diese Füße? Er hatte die meisten Zuschauer, obwohl er - dieses Mal noch - im Mittelfeld rangierte. (Unten seht ihr ihn noch Mal).

Boris spielte ganz ausgezeichnet. Und er mischte ganz oben mit, obwohl nicht ganz so, wie ich es hier beschrieben habe. Ja, ich fange lieber ganz anders an - bei den großen Favoriten und Top Platzierten. Da war der Elofavorit IM Ilja Schneider mit Blitz-Elo 2604 an 1 in der Rangliste. (Alle Elozahlen soweit vorhanden Fide-Blitz-Elo.) Und der Vorjahressieger IM Andreas Heimann (2568). Er stand 4 Runden vor Schluß mit 3 Punkten Vorsprung unangefochten an der Spitze. Dann ereignete sich ein Drama. In dem Rundenturnier über eine Kraft raubende Distanz von 31 Runden, waren diese wohl aufgezehrt. Erst holte er (nur) noch 1 Punkt aus den nächsten 3 Runden.

Und dann traf er in der Schlußrunde auf Boris. Wie das ganze Turnier machte war er für seine Gegner durch sein sicheres und zugleich schnelles Spiel eine steile Klippe, über die viele stürzten. Gegenüber seinem jugendlichen Gegner war er der Fels, über den er stürzte. Gerade mal auf einen 1/2 Punkt war sein Vorsprung geschmolzen, als er auf Boris traf. Indem er ihm noch diese letzte Niederlage beifügte, entschied er das Turnier zugunsten von Ilja Schneider.

Damit machte Boris ihn zum tragischen Helden, doch durchaus nicht uneigennützig, denn ihm selbst fehlte eben auch noch dieser Punkt. In der Startliste war Boris unter den 32 Teilnehmern durchaus in der vorderen Hälfte gestartet - als Zwölfter. Da lag es nahe diesen Platz gegen die vielen nach Mannheim gereisten Spezialisten kurzer Bedenkzeiten zu verteidigen - ein Haifischbecken. Doch Boris schlug sich bravourös und brauchte - und brachte - noch den letzten Punkt Mit 19/31 Punkten wurde er Zehnter und stürzte - so wie in der griechischen Mythologie Zeus Kronos - den Vorjahressieger vom Podest, . Boris Du bist ein Titan!

Nutznießer war übrigens Ilja Schneider, doch nicht gänzlich unverdient. Davon zeugt sein gewaltiger Schlußspurt mit Sechs aus Sechs. Fast wie im Lotto, nur das der Topf des DSB etwas mäglicher gefüllt war. Für ein Jahreslos dürfte es reichen, sofern ein Schachspieler dem Glücksspiel frönen möchte. Oder ist es das nicht auch - Blitzschach?

Ihr könnt Euch von seinem Können im Blitzen selbst überzeugen, denn jüngst schlug er Anand - bei der BlitzWM. Alles anzuschauen bei Youtube (Schneider - Anand)

GM Roland Schmaltz. Einer der schnellsten Finger Deutschlands. Er gilt als Spezialist für Blitz und Bulllet (1-Minuten-Schach). Auch Boris steckte gegen ihn eine Niederlage ein.

Habt ihr ihn an den Turnschuhen erkannt? Eines der größten Talente des deutschen Schachs. Geht es ihm auch so wie mir (naja), oder Oliver oder auch ihm, dass im jugendlichen Alter noch die Routine fehlt als Erfolgsfaktor im Blitz? Am Ende mußter er sich mit Platz 21 begnügen. Seine Zeit wird kommen - bald. Übrigens: auch er konnte gegen Boris gewinnen.

Boris' Siegerfoto in den Top Ten

Eigentlich waren alle Sieger

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