D a s Hotel in Oberhof - jump!!! - und einen Klick, wollt ihr da nicht auch mal Urlaub machen?

Runde 3 - ein hart umkÀmpftes Remis gegen Justus Felix Graf

Runde 4 gegen Kevin Tong - die einzige Niederlage

Letzte Runde gegen Dominik Gheng - bitte anschnallen und m a t t setzen

Wer war von Euch schon einmal bei einer Deutschen Meisterschaft?

Insiderbericht - Oliver bei der Deutschen Meisterschaft

von Peter Stork, 4.06.2013

Ein Tipp: ein Klick auf die Bilder und ihr könnt sie richtig sehen, in Originalgröße - es lohnt sich

Und hier könnt ihr Olivers Partien direkt nachspielen!

Hier berichtet der Vater von Oliver direkt von den Geschehnissen in Oberhof. Alles was ihr von einer Deutschen Jugend-Einzelmeisterschaft wissen wolltet - aber nicht zu fragen wagt (Wolfram Schneider)

"Am 18. Mai ist es zum zweiten Mal so weit: Oliver reist mit dem hessischem Team nach Oberhof zur Deutschen Jugend-Einzelmeisterschaft. In dem berühmten Trainingsort der Skispringer und Rodler treffen sich an die 600 jugendliche Spieler der U10 - U18 zusammen mit 400 Eltern und Betreuern in dem ebenso "berühmten" Hotel mit den zwei Türmen, die wie Skisprungschanzen aussehen. Oliver ist mit DWZ 1398 in der U10 an Platz 21 gesetzt, insgesamt treten in der U10 (inkl. U10w) 94 Kinder an.

Am Pfingstsonntag läuft alles nach Plan: Das Schweizer System beschert Oliver die Gegenerin vom Platz 68 der Setzliste, Oliver kann im 18. Zug einen Fehler ausnutzen und die Partie ungefährdet nach 90 min nach Hause holen. Beim Gegner der zweiten Runde am Nachmittag ist offensichtlich Vorsicht geboten - seine DWZ 791 passt nicht zu seinem 4. Platz der Hamburger Einzelmeisterschaften, und er hat in Runde 1 einen 1200er geschlagen. Und tatsächlich - Oliver ist zwar ungefährdet, der Gegner verteidigt aber ausdauernd, und die Partie geht über zwei Stunden und 48 Züge bis zum Sieg. Mit 19 anderen hat Oliver 2 Punkte aus 2 Spielen - und aufgrund der Buchholz-Feinwertung steht er diese Nacht auf Platz 1.
Ab jetzt wird er - mit zwei Ausnahmen - alle Partien an den ersten 15 Brettern ersten Turnierraum spielen. Oliver freut sich über den Besuch von Helmut und Ursula Escher, die den weiten Weg nicht gescheut haben und mehrere Tage vor Ort bleiben.

Die Auslosung für die dritte Runde ist ein Paukenschlag: Es kommt zum Hessen-Derby Vize-Meister Oliver gegen Hessen-Meister Justus Felix Graf. Die Partiebilanz der beiden miteinander ist ausgeglichen, Justus hat 150 DWZ mehr. Drei Stunden ringen sie miteinander, jeder will den Sieg. Aber beide spielen präzise, und um 12 Uhr nach 38 Zügen ist die Stellung dann lupenrein remis. Ein Erfolg gegen den späteren deutschen Vize-Meister. Aber das hat viel Energie gekostet.

In der Nachmittagsrunde werden jetzt die zehn Spieler mit 2.5 Punkten gegen einander gesetzt. Jetzt schnell essen und ein wenig schlafen, bis die Auslosung kommt; sie kommt spät - und ein kleiner Schreck: Oliver hat das klar schwerste Los - sein Gegner an Brett 4 mit weiß ist einer der Titelfavoriten, Kevin Tong, mit DWZ 1750 zweihundert Punkte stärker als jeder andere potentielle Gegner mit 2.5 Punkten. In der kurzen Zeit geht Olivers Trainer Jürgen Haakert mit Oliver die erwartete Eröffnung durch. Oliver sitzt um 14:30 am Brett, aber irgendetwas fehlt an Kraft. Schnell weicht er von der Vorbereitung ab, und im achten Zug sieht er die Gefahr, aber will das Rochaderecht nicht aufgeben, und hofft bei 8. .. a6?? auf ein Wunder, das nicht eintritt. Damit ist die Partie schon verloren, und Oliver gibt nach 23 Zügen auf.


Aber der Blick geht nach vorne. Vom SV Oberursel kommen aufmunternde E-Mails. Den nächsten Gegner am Dienstag morgen hat Oliver schon einmal vor 18 Monaten geschlagen. Auch diesmal ist Oliver mit weiß ungefährdet, kann aber die kleinen Vorteile nicht ausbauen, und die Partie wird remis nach 23 Zügen. Am Mittwoch vormittag in der sechsten Runde mit schwarz ein ähnlicher Verlauf - Remis nach 32 Zügen. Nun stehen 3.5 Punkte aus 6 Runden auf der Uhr. Das reicht in der Nachmittagsrunde nicht mehr für den ersten Turniersaal. Aber der Gegner an Brett 16 wird etwas leichter, und Oliver mit weiß kann in nur 20 Zügen seine Aufgabe erzwingen - 4.5 Punkte aus 7 Partien. Alles läuft gut, Oliver bereitet sich mit Jürgen Haakert auf den nächsten Gegner vor, genehmigt sich eine sehr ordentliche Portion zum Abendessen und tobt ausgelassen im Kinderland. Aber das hat Folgen - am Donnerstag morgen ist Oliver übel, er hat sich den Magen verdorben. In dem Zustand kann er nicht spielen, und gibt so die 8. Runde kampflos ab. Glücklicherweise ist der Nachmittag spielfrei.

Am Freitag morgen ist er fit und tritt in der neunten Runde zur Aufholjagd an. Bei der TaSi im April hat ihn seine Gegnerin noch mit dem Evans-Gambit ausgetrickst. Heute aber ist er vorbereitet. Nach 45 Zügen kippt die Partie endgültig auf seine Seite, aber erst 18 Züge später nach einem Springer-Bauern Endspiel und drei Stunden ist die Gegnerin matt. Nachmittags dann zurück im ersten Turniersaal - mit weiß gegen die spätere deutsche Meisterin U10w Julia Bui. 32 Züge lang sieht es nach Remis aus, aber dann nutzt Oliver ihren ersten Fehler zur Abwicklung in ein klar gewonnenes Bauernendspiel.

6.5 Punkte aus 10 (eigentlich 9) Partien. Es ist schon jetzt ein gutes Turnierergebnis. Aber erst am Samstag morgen werden die Top 10 Plätze verteilt. Oliver trifft am Brett 8 mit schwarz auf den Platz 11 der Setzliste mit DWZ 1498. Niemals gefährdet verteidigt sich Oliver kühl, bis Weiß den Angriff aufgibt und die Damen abtauscht. Der Verfasser dieser Zeilen musste mit den anderen Zuschauern längst den Partiesaal verlassen. Nur im Internet kann er die Partie jetzt noch verfolgen, aber 15 Minuten zeitversetzt.

Am Brett übernimmt Oliver nun die Initiative. Im Springer-Bauern Endspiel hat er einen Vorteil, zwei seiner Bauern nähern sich der Grundlinie. Über 60 Züge und fast drei Stunden sind schon gespielt! Oliver denkt noch einmal lange nach. Und da bricht Weiß mit einem Bauern durch und rennt los. Gelingt es Oliver ihn aufzuhalten? Was ist in den letzten 15 Minuten tatsächlich am Brett geschehen? Ein schnelles Laufen auf dem Hotelflur, lautes Klopfen an der Zimmertür und Oliver strahlt: "Ich habe ein Matt in Fünf gesehen!". Er hat wohlkalkuliert den weißen Bauern zur Dame werden lassen - und damit Weiß in ein fünfzügiges Matt mit "Damenopfer" geführt (siehe Partiekommentar in "Olivers größter Coup" von Wolfram Schneider).

Damit wird Oliver mit 7.5 Punkten Zwölfter in der U10, punktgleich mit dem achten Platz (Kevin Tong), anderthalb Punkte hinter dem deutschen Meister und einen Punkt hinter dem deutschen Vize-Meister aus Hessen Justus Felix Graf. Zusammen mit den weiteren Hessen, Daniel Gelfenbaum mit 6.5, Paula Ruppert mit 6.0 (punktgleich mit der deutschen U10-Meisterin!) und Leyla Baladjaew mit 5.5 kommt Hessens U10 auf hervorragende 34 Punkte - kein Landesverband hat mehr erreicht mit fünf Spielern in der U10."

Text und Bilder: Peter Stork

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